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Jodmangel: Das sind die Anzeichen

Jodmangel ist auch heute noch weit verbreitet. Deutschland ist mit seinen jodarmen Böden keine Ausnahme. Wir zeigen dir, wie du einen Mangel erkennst und wie du ihm effektiv vorbeugst.

Jodmangel – was steckt dahinter?

Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das wir über die Nahrung aufnehmen. Unsere Schilddrüse benötigt es, um die Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) herzustellen. Diese Hormone sind entscheidend für die Entwicklung des Gehirns bei Neugeborenen und Kleinkindern. Besonders gefährlich ist Jodmangel deshalb während der Schwangerschaft und in der Stillzeit. Nimmt die Mutter zu wenig jodhaltige Lebensmittel zu sich, kann dies laut einer Studie die kognitiven Fähigkeiten des Kindes beeinträchtigen und im schlimmsten Fall sogar eine geistige Behinderung verursachen.

Jod ist natürlicherweise in Böden und Meeren enthalten. Allerdings sind viele Böden, wie auch der Großteil der Ackerflächen in Mitteleuropa, jodarm. Dies gilt insbesondere für meeresferne Regionen und Gebirge. Während früher dadurch ganze Bevölkerungsgruppen an Jodmangel litten, ist dieser heutzutage recht gut unter Kontrolle – nicht zuletzt dank dem Einsatz von Jodsalz.

Nach einer Untersuchung der WHO aus dem Jahr 2007 nehmen rund zwei Milliarden Menschen täglich zu wenig Jod zu sich. Deutschland zählt, wenn auch eher knapp, nicht mehr zu den Jodmangelgebieten – so fasst das NCBI die Angaben der WHO zusammen.

Wie viel Jod braucht der Körper am Tag?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt folgende Werte:

  • Säuglinge: 40-80 Mikrogramm Jod pro Tag
  • Kinder: 100-200 Mikrogramm Jod pro Tag
  • Erwachsene: 180-200 Mikrogramm Jod pro Tag
  • Schwangere und stillende Frauen: 230-260 Mikrogramm Jod pro Tag

Die tatsächliche Jodaufnahme bei Erwachsenen liegt aber nur bei rund 125 Mikrogramm täglich, wie die DEGS-Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigte.

Wie wird die Jodversorgung gemessen? Die Schilddrüse nimmt etwa 40 Prozent des über die Nahrung zugeführten Jods direkt aus dem Blut auf. Der Rest wird über den Urin ausgeschieden. Damit gibt der Jodgehalt im Urin Auskunft darüber, wie viel Jod der Körper tatsächlich aufgenommen hat. Konkret wird dies anhand des enthaltenen Kreatinins gemessen, einem Abfallprodukt des Stoffwechsels.

Erste Anzeichen von Jodmangel

Erste Anzeichen von Jodmangel sind ständige Müdigkeit, trockene Haut und Antriebslosigkeit. Da diese Symptome allerdings wenig spezifisch und Nebenerscheinungen vieler Erkrankungen sind, ist ein Jodmangel zunächst schwierig zu erkennen.

Bildet sich allerdings ein Kropf (fachsprachlich Struma) am Hals, ist dies ein typisches Zeichen für Jodmangel. Dabei handelt es sich um eine Wucherung der Schilddrüse, die auf die unzureichende Jodzufuhr mit Wachstum reagiert. Zur Diagnose eines Jodmangels wird daher der Hals abgetastet, denn die Schilddrüse liegt knapp unter dem Kehlkopf.

Bei andauerndem Jodmangel kommt es zur Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose), die sich anfangs kaum bemerkbar macht. Bleibt eine ausreichende Jodversorgung dauerhaft aus, können folgende Symptome auftreten:

  • Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten 
  • Kälteempfindlichkeit
  • kühle und trockene Haut
  • geschwollene Augenlider
  • blasse, aufgedunsene Haut
  • raue bis heißere Stimme (aufgrund geschwollener Stimmbänder)
  • undeutliche Sprache

Während der Schwangerschaft und im Kleinkindalter ist Jodmangel besonders gefährlich. Denn die mit Hilfe von Jod gebildeten Hormone T3 und T4 sind wichtig für die Entwicklung des Gehirns.

Babys werden deshalb standardmäßig auf Schilddrüsenunterfunktion untersucht, denn eine Früherkennung der Erkrankung ist für die weitere Behandlung entscheidend. Im schlimmsten Fall führt eine unzureichende Versorgung mit Jod zu Kretinismus.

Kretinismus

Kretinismus ist die ausgeprägteste Form eines Jodmangels. Dabei handelt es sich um eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion – aufgrund einer mangelnden Jodzufuhr der Mutter. Die Schilddrüse des Kindes produziert dadurch zu wenig Thyroxin, weshalb der gesamte Stoffwechsel verlangsamt wird. Das Wort Kretinismus stammt vom französischen „chrétien“, das eine wohl aus Mitleid gewählte Bezeichnung für die entstellten und geistig zurückgebliebenen Opfer des Jodmangels war. Symptome sind unter anderem:

  • Zwergwuchs
  • Fettleibigkeit
  • aufgedunsenes Gesicht
  • Sprachstörungen
  • Schwerhörigkeit
  • dicke Zunge
  • trockene Haut

Dieses angeborene Jodmangelsyndrom ist allerdings sehr selten.

Jodmangel vorbeugen – Lebensmittel mit viel Jod

Da in den letzten Jahrzehnten immer häufiger Jodsalz verwendet wurde, konnte die Jodversorgung weltweit enorm verbessert werden. Der Großteil aller privaten Haushalte in Deutschland nutzt Jodsalz und auch in der Gastronomie kommt es zum Einsatz.

Allerdings wird in der Lebensmittelindustrie größtenteils herkömmliches Speisesalz verwendet. Wenn du auf deine Jodzufuhr achten musst, solltest du also weniger auf Fertiggerichte zurückgreifen und mehr selbst kochen. Oder beim Kauf bewusst Inhaltsstoffe checken – denn wenn in einem Produkt jodiertes Salz verwendet wurde, muss das auf der Verpackung stehen.

Wenn auch Deutschland nicht mehr zum Jodmangelgebiet zählt, wird tendenziell noch immer zu wenig Jod über die Nahrung aufgenommen. Dabei ist es ganz einfach, deine Jodzufuhr aufzustocken. Am wichtigsten ist es, konsequent Jodsalz zu verwenden. Jodsalz enthält rund 15 bis 25 Mikrogramm Jod pro Gramm Salz – damit ist eine Jodüberdosierung durch jodiertes Salz praktisch nicht möglich.

Folgende Lebensmittel enthalten besonders viel Jod: 

  • Schellfisch
  • Hering
  • Seelachs
  • Kabeljau
  • Scholle
  • Thunfisch
  • Meeresfrüchte (Hummer, Garnelen, Miesmuscheln)
  • Fleisch- und Milchprodukte
  • Algen (Vorsicht: Gefahr der Überdosierung)

Generell enthalten Fische und Meeresfrüchte recht viel Jod. Das Problem bei Fisch: Die Meere sind schon jetzt stark überfischt, die Fangmethoden zerstörerisch und auch Aquakultur ist nicht besonders nachhaltig. Mehr Informationen dazu: 5 Argumente gegen Fisch

Mit Algen solltest du vorsichtig sein, denn ihr Jodgehalt kann stark schwanken und teilweise extrem hoch sein. Dann besteht die Gefahr einer Überdosierung an Jod, was ebenfalls mit gesundheitliche Risiken verbunden ist (zum Beispiel Jodakne). Die maximale Menge an Jod sollte bei Erwachsenen 500 Mikrogramm pro Tag nicht überschreiten.

Durch das Zuführen von Jod in Futtermitteln ist heutzutage auch in den meisten tierischen Produkten Jod enthalten. Die Jodzugabe wird allerdings nicht gesetzlich vorgeschrieben, das heißt, Bauern entscheiden selbst, ob und wie viel Jod zugeführt wird. Tendenziell ist in Bio-Produkten weniger Jod enthalten. Deine Jodversorgung kann also stark schwanken, je nachdem welche Lebensmittel du wo kaufst.

Auf Fisch verzichten: Jod aus pflanzlichen Lebensmitteln

Wenn du auf Fisch verzichten möchtest, kannst du auch auf rein pflanzliche Lebensmittel zurückgreifen. Sie enthalten zwar weniger Jod als Fisch, sind aber dennoch Jodlieferanten. Der Vebu empfiehlt folgende Lebensmittel:

  • Champignons: 18 Mikrogramm / 100 Gramm
  • Brokkoli: 15 Mikrogramm / 100 Gramm
  • Erdnüsse: 13 Mikrogramm / 100 Gramm
  • Spinat: 12 Mikrogramm / 100 Gramm
  • Kürbiskerne: 12 Mikrogramm / 100 Gramm

Zum Vergleich: Kabeljau enthält rund 280 Mikrogramm Jod pro 100 Gramm. Wenn du trotz Jodmangel auf Fisch verzichten möchtest, kannst du mit deinem Arzt auch über die Option Jodtabletten sprechen. Vor allem für schwangere und stillende Frauen ist dies empfehlenswert. Weitere wertvolle Infos: Jod: das Spurenelement für die Schilddrüse