Der Gute Heinrich ist als Kulturpflanze weitgehend in Vergessenheit geraten. Völlig zu Unrecht, denn er ist einfach anzubauen, als Heilkraut vielseitig verwendbar – und in der Küche eine schmackhafte Spinatalternative.
Deine Großeltern kennen ihn wahrscheinlich noch: Der Gute Heinrich war als Wildgemüse früher in ganz Europa verbreitet, in der einfachen Küche beliebt und im Volksmund unter einfallsreichen Spitznamen bekannt. In Deutschland nannte man ihn regional zum Beispiel liebevoll „Heinerle“ oder „schmieriger Mangold“, in England gilt er als „poor man’s asparagus“ – als Spargel des kleinen Mannes.
Guter Heinrich wächst auch heute noch wild auf Wiesen und an Straßenrändern, steht mittlerweile allerdings auf der roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN und gilt als gefährdete Art. In der freien Natur solltest du ihn also besser nicht sammeln.
Wenn du das vielseitige Kraut im eigenen Garten anpflanzen möchtest, kannst du das entweder im Frühjahr (ab Ende März) oder zwischen August und Oktober tun. Vor dem Aussäen suchst du dir einen geeigneten Standort. Der liegt am besten:
- leicht sonnig bis halbschattig
- windgeschützt
- auf feuchtem und nährstoffreichem Boden
Bei der Aussaat ist es wichtig, dem Guten Heinrich genug Platz zu lassen, weil er oft in die Breite wächst. Stehen die einzelnen Pflanzen zu nah beieinander, kommen sie sich in die Quere und sind anfälliger für Krankheiten oder Pilze. Zwischen den einzelnen Pflanzenreihen lässt du deshalb am besten einen Abstand von 30-35 Zentimetern frei.
Wenn du keinen Garten hast, kannst du die Samen auch in Töpfe säen und auf der Fensterbank oder dem Balkon heranziehen. Hier empfehlen sich möglichst breite, tiefbödige Gefäße.
Grundsätzlich braucht der Gute Heinrich nur wenig Pflege. Vor allem solltest du darauf achten, dass der Boden nicht austrocknet und immer etwas feucht bleibt. Zusätzlich kannst du dem Wachstum mit etwas stickstoffreichem Dünger auf die Sprünge helfen.
Nach zwei bis vier Wochen zeigen sich gewöhnlich die ersten Keime, nach ungefähr zehn bis zwölf Wochen sind die jungen Blätter reif für die Ernte. Einmal geerntet, sollten sie schnell verwendet werden, weil sie sich nicht lange lagern lassen.
Statt Spinat und Spargel: Guter Heinrich in der Küche
Guter Heinrich ist auch als wilder Spinat bekannt. Tatsächlich ähnelt er im Geschmack dem herkömmlichen Blattspinat, ist dabei sogar würziger, fällt allerdings auch ein wenig herber aus. In vielen Rezepten kannst du Spinat einfach gegen ihn austauschen und ihn zum Beispiel für Pastagerichte, gedünstet als Beilage oder gehackt als Füllung für Maultaschen verwenden.
Roh machen sich die jungen Blätter, aber auch die zarten Blütenknospen, gut in Salaten. Die hellen Sprösslinge lassen sich, wenn sie eine entsprechende Länge erreicht haben, wie Spargel zubereiten. Die Samen können geröstet und gemahlen werden und vermengt mit anderem Getreidemehl beispielsweise zum Brotbacken verwendet werden. Du kannst auch einen Brei aus ihnen anrühren.
Guter Heinrich ist reich an Nährstoffen und enthält Vitamin C und Eisen, viele Mineralien und Proteine – allerdings wie alle spinatähnlichen Gemüsesorten auch Oxalsäure, die in größeren Mengen schädlich für die Niere sein kann. Aus diesem Grund solltest du am besten die jungen Blätter verwenden, vor allem, wenn du sie roh zubereitest. Wie eine aktuelle Studie zeigt, bilden ältere Blätter deutlich mehr Oxalsäure und werden darüber hinaus auch zunehmend bitterer im Geschmack.
Gegen Husten und Eisenmangel: Guter Heinrich als Heilpflanze
Der Gute Heinrich hat seinen Namen nicht ohne Grund: Als Heilpflanze findet er seit langem Anwendung auf verschiedenen Gebieten und wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Aus den frischen Blättern kannst du zum Beispiel einen Arzneitee brühen, der unter anderem:
- blutreinigend wirkt
- gegen Eisenmangel hilft
- chronischen Husten lindert
- grippale Infekte und Erkältungen bekämpft
Bei der äußeren Anwendung werden die Blätter traditionell für Umschläge verwendet, die beispielsweise bei Hautkrankheiten, Entzündungen und Abszessen helfen und allgemein die Wundheilung unterstützen. Um Verunreinigungen zu vermeiden, solltest du sie dabei nicht auf frische oder offene Wunden auflegen. Die Samen haben sich vor allem als natürliches Mittel gegen Verstopfung bewährt.
Trotz seiner vielen hilfreichen Eigenschaften ist der Gute Heinrich allerdings mit Vorsicht zu genießen. Besonders wenn du unter Nierenbeschwerden leidest, könnte es aufgrund seines Oxalsäuregehalts zu Komplikationen kommen. In diesem Fall sprichst du am besten mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, bevor du Blätter oder Samen der Pflanze zu dir nimmst.