Der Markt mit Vitalpilzen boomt. Anbieter preisen sie vor allem im Internet als echte „Wundermittel“ für deine Gesundheit an. Doch Verbraucherschützer schlagen Alarm und warnen. Hier erfährst du, warum du vorsichtig bei Vitalpilzen sein solltest.
Der Handel mit sogenannten „Vitalpilzen“, „Heilpilzen“ oder „Medizinpilzen“ boomt seit einigen Jahren. Hersteller preisen sie im Internet und auf Messen als wahres Wundermittel gegen fast alle Krankheiten an. „Mykotherapie“ nennt sich die Anwendung von Pilzen und deren Extrakten zur Heilung oder Vorbeugung von Krankheiten. „Erstaunliche Ergebnisse“ seien laut Anbietern unter anderem bei Asthma, Allergien, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Gicht, Magengeschwüren, Herzerkrankungen, HIV, Krebs, Rheuma bis hin zu Wechseljahresbeschwerden erzielt worden. Vor allem Krebspatienten scheinen eine der bevorzugten Zielgruppen zu sein.
Vitalpilze: Wirkung in Europa kaum erforscht
In der traditionellen chinesischen Medizin spielen Pilze eine entscheidende Rolle. Dabei sollen sie vor allem die körpereigenen Abwehrkräfte stärken und den Blutzucker senken. Der Reishi-Pilz wird sogar als „Pilz der Unsterblichkeit“ beschrieben und soll gegen Leberleiden, Bluthochdruck oder Arthritis helfen. Allerdings wird hierbei für jeden Menschen eine individuelle Dosierung und Kombination zusammengestellt. Die traditionelle Anwendung hat daher nichts mit der Verwendung isolierter Pilzbestandteile in Nahrungsergänzungsmittel zu tun.
Auch die europäische Pflanzenheilkunde nutzt Pilze als Medizin. Allerdings gibt es in Europa bisher keine einzige anerkannte klinische Studie zur Heilkraft von Pilzen. Vitalpilze haben wenig mit den Pilzen zu tun, die wir als Nahrung kennen. Meist stammen sie aus China, Korea oder Japan. Ein großes Problem ist, dass bis heute wenig bis gar nichts über die Inhaltsstoffe der Pilze und ihre Wirkung bekannt ist.
Vitalpilze landen als Nahrungsergänzungsmittel in Online-Shops
Anders als bei der traditionellen Anwendung, stammen Vitalpilze meist aus hochtechnologischen Pilzfarmen und werden auf künstlichem Substrat kultiviert. Online-Shops verkaufen die Pilze meist als Nahrungsergänzungsmittel. Diese zählen zu den Lebensmitteln, sodass krankheitsbezogene Aussagen eigentlich verboten sind. Die Heilpilz-Produkte sind meist getrocknet, zerkleinert und als Pulver oder Extrakt in Kapseln abgefüllt.
Obwohl die Vitalpilze nicht als Medikament zugelassen sind, suggerieren Name, Beschreibung und vermeintlich redaktionelle Beiträge zur Heilkraft den medizinischen Nutzen. So umgehen die Hersteller das bei Medikamenten erforderliche Zulassungsverfahren.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Pilze hilfreich sein könnten. Allerdings ist vor allem bei der Selbsttherapie und Produkten aus dem Internet Vorsicht geboten. Wir raten ausdrücklich davon ab.
Verbraucherzentrale warnt vor Vitalpilzen
Die Verbraucherzentrale warnt offiziell vor den vermeintlichen Medizinpilzen. Vor allem weil Nahrungsergänzungsmittel anders als Arzneimittel nicht unter standardisierten Bedingungen produziert werden. Vor allem Produkte aus Asien enthalten oft nicht deklarierte Substanzen oder Dosierungen, so die Verbraucherzentrale. Die Produkte können mit gesundheitsschädlichen Stoffen wie Aflatoxinen und anderen giftigen Pilzsubstanzen verunreinigt sein.
Das spricht gegen Vitalpilze:
- Weder Nebenwirkungen, Sicherheit oder tatsächliche Wirkungen wurden geprüft.
- Selbsttherapien mit Pilzextrakten sind nicht zu empfehlen. Besonders dann nicht, wenn du Medikamente nimmst oder eine Chemotherapie machst. Gewünschte Wirkungen können ins Gegenteil umschlagen.
- Keinesfalls solltest du wegen der Pilztherapie notwendige medizinische Behandlungen verzögern oder gar ganz unterlassen.
- Beta-Glucan-Extrakte aus Pilzen sollten nicht zusammen mit entzündungshemmenden Medikamenten (Kortison, Schmerzmittel) eingenommen werden. In Tierversuchen traten dabei starke Entzündungsreaktionen auf.
- Der Verzehr von Shiitake-Pilzen kann allergische Reaktionen, Lippenentzündungen und Dermatitis hervorrufen, so das Bundesamt für Risikobewertung.
- Laut BVL/BfArM kann die Identität des in Verkehr gebrachten Materials beim Chinesischen Raupenpilz (Cordyceps sinensis), der bis zu 80.000 Euro pro Kilogramm kostet, grundsätzlich angezweifelt werden – sprich, es werden oft andere, günstigere Pilzarten als Raupenpilz vermarktet.
In jedem Fall solltest du deinen behandelten Arzt über die Einnahme von Vitalpilzen informieren. Ob tatsächlich positive Effekte von den Pilzen ausgehen, in welcher Dosierung und mit welchen Risiken, muss in der Zukunft weiter erforscht werden. Von Produkten aus dem Internet solltest du absehen und wenn überhaupt nur Produkte aus der Apotheke kaufen, da diese auf ihre Echtheit hin überprüft sind.