Die Macht der Gedanken hat großen Einfluss auf unsere Gefühle sowie unser Verhalten. In diesem Artikel erfährst du, was die Forschung dazu sagt und wie du von der Mach der Gedanken profitieren kannst.
In vielen Kulturen gibt es Sprichwörter, die die Macht der Gedanken deutlich machen. Dieses chinesische Sprichwort ist nur ein Beispiel:
„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.“
In diesem Artikel erklären wir dir, wie dich deine Gedanken beeinflussen und wie du diesen Effekt positiv für dich nutzen kannst.
Die Macht der Gedanken: So beeinflussen sie Wahrnehmung und Gefühle
Um die Macht der Gedanken zu verstehen, musst du zunächst begreifen, wie Gedanken wirken und welchen Einfluss sie auf dein Leben haben.
Deine subjektive Wahrnehmung wird stark durch deine Erfahrungen, Gefühle und Gedanken geprägt. Diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig und ergeben dein Verhalten. Wie sich die Macht der Gedanken im Alltag äußert, haben verschiedene Studien nachgewiesen:
- Im Rahmen einer Untersuchung sollten Studenten sich an Situationen erinnern, in denen sie moralisch korrekt oder unethisch gehandelt haben. Die Probanden, die sich an eine zweifelhafte Tat erinnerten, nahmen den Raum im Anschluss dunkler wahr als jene Testpersonen, die sich an gute Taten erinnerten.
- In einem ähnlichen Versuch sollten Probanden sich an einen Moment erinnern, an dem sie sich sozial ausgegrenzt fühlten, andere an eine Situation, in der sie miteinbezogen wurden. Mitglieder der ersten Gruppe empfanden den Raum daraufhin als deutlich als die zweite Gruppe.
Dabei ist es wichtig, zwischen Gefühlen und Emotion zu unterscheiden. Laut dem Neurowissenschaftler Antonio Damasio sind Emotionen Reaktionen unseres Körpers. Sie entstehen unbewusst, als Reaktion auf äußere Einflüsse. Begegnest du beispielsweise einem knurrendem Hund in einer dunklen Gasse, beginnt dein Herz womöglich schneller zu schlagen, während deine Hände schwitzig werden. Das Gefühl der Angst entsteht hingegen erst im Gehirn, wenn es die Emotionen wahrnimmt.
Die Emotion an sich können wir also nicht verhindern. Auch negative Gedanken werden natürlich immer wieder auftauchen. Wenn du sie aber bewusst wahrnimmst und darüber nachdenkst, kannst du deine Gefühle und damit auch dein Verhalten beeinflussen. Erkennst du sie bereits im Entstehen, solltest du nicht gegen sie ankämpfen sondern ihnen weniger Bedeutung beimessen. Dann lösen sich negative Gedanken häufig von selbst auf.
Die Macht der Gedanken nutzen: Therapie oder Übungen
Die kognitive Verhaltenstherapie oder „cognitive behavioral therapy“ ist eine Form der Psychotherapie, die mit der Macht der Gedanken arbeitet. Diese Form der Therapie geht davon aus, dass die Art und Weise unseres Denkens bestimmt, wie wir uns fühlen und verhalten. So sollen wir über unsere Gedanken unser Befinden beeinflussen können.
Meta-Studien zufolge ist die kognitive Verhaltenstherapie eine sehr effiziente Therapieform. Allerdings muss sie noch genauer untersucht werden. Es fehlen z.B. Studien für Behandlungen von Kindern und älteren Menschen.
Auch ohne Therapie kannst du die Macht der Gedanken für dich nutzen. Dafür musst du erkennen, dass du deine Gedanken lenken kannst. Verwende sie bewusst als dein Werkzeug, anstatt dich von ihnen kontrollieren zu lassen.
Um dir deiner Gedanken bewusst zu werden, gibt es verschiedene Methoden. Dazu gehören unter anderem Achtsamkeitsübungen und Atemübungen. Es kann aber auch helfen, bestimmte Techniken aus Yoga und Meditation zu lernen.
Eine einfache Meditationstechnik funktioniert zum Beispiel wie folgt:
- Suche dir einen ruhigen Raum und setze dich aufrecht und bequem hin.
- Konzentriere dich auf deinen Atem.
- Nimm Gedanken bewusst war. Halte aber nicht daran fest, sondern lasse sie ziehen.
Wenn du deine Gedanken wertfrei beobachtest, kannst du besser entscheiden, wie du auf sie reagierst. Außerdem lernst du, dich selbst besser zu verstehen.
Positiv denken: Vorteile und wie du es lernst
Bist du dir der Macht der Gedanken bewusst, kannst du sie aktiv beeinflussen. Denn positive Gedanken können dein Leben auf vielen Ebenen verbessern.
Eine umfassende Studie der Boston University School of Medicine kam zu dem Ergebnis, dass Optimisten länger leben. Dafür haben die Forscher Daten diverser Langzeitstudien ausgewertet und verglichen. Außerdem kamen sie zu folgenden Ergebnissen:
- Menschen mit einem positiven Mindset setzen sich mehr Ziele und haben ein größeres Selbstbewusstsein.
- Optimisten können ihre Gefühle und ihr Verhalten auch in schwierigen Situationen besser kontrollieren.
- Sie achten besser auf ihre Gesundheit, rauchen seltener und konsumieren weniger Alkohol.
Auch Pessimisten können zu Optimisten werden, denn: Positiv zu denken kann man lernen.
Ein wichtiges Werkzeug hierfür ist die Sprache. Forscher der Universität Wien kamen zu dem Schluss, dass wir dasselbe Ereignis unterschiedlich wahrnehmen können, je nachdem wie wir es sprachlich und damit gedanklich einordnen.
Mithilfe von positiven Affirmationen oder Autosuggestion kannst du neue Gedankenmuster etablieren. Dabei wiederholst du eine positiv formulierte Phrase immer wieder, um dein Unterbewusstsein neu zu strukturieren und positiv zu polen. Wenn du vor einer schwierigen Aufgabe stehst, können dich Sätze wie „Ich schaffe das nie“ behindern. Stattdessen kann zum Beispiel folgender Satz helfen: „Ich wachse mit meinen Aufgaben und kann jede Herausforderung bewältigen.“
Was negative Gedanken bewirken können
Oft kann es helfen, auch negative Gedanken anzuerkennen und dich nicht dafür zu verurteilen. Anstatt dich über dich selbst zu ärgern und dir Vorwürfe zu machen, kannst du dir sagen: „Es ist in Ordnung, auch mal negative Gedanken zu haben.“ Oder: „Ich darf mich auch einmal ärgern.“
Wichtig ist nur, dass du nicht an negativen Gefühlen festhältst. Es geht nicht darum, deine Gedanken perfekt zu kontrollieren. Konzentriere dich auf deinen Prozess: Sieh auch kleine Erfolge als solche an, mache dir deine eigene Entwicklung bewusst und sei stolz auf dich.
Dieses Vorgehen ist wichtig, denn: Auch negative Gedanken haben Macht. Eine Studie mit über 30.000 Teilnehmern hat gezeigt, dass Grübeln, also negative Gedankenkreise, sowie Selbstvorwürfe Hauptursachen für viele psychische Erkrankungen sind. Depressionen oder Angststörungen entstehen demnach nicht primär durch traumatische Erlebnisse. Viel entscheidender sei, wie wir mit diesen Erlebnissen umgehen und sie gedanklich einordnen.
Im Fall einer schweren psychischen Erkrankung reicht es nicht, negative Gedanken durch positive Gedanken zu ersetzten, denen du selbst keinen Glauben schenkst. Menschen, die an Angststörungen oder starken Selbstzweifeln leiden, können sich durch positive Affirmationen zusätzlich unter Druck gesetzt fühlen. Zu allererst solltest du dir oder einer betroffenen Person professionelle Hilfe suchen. Ein Therapeut kann herausfinden, welche Therapie ein Patient braucht.