Perchlorat lässt sich in vielen Lebensmitteln nachweisen und ist bedenklich für die Gesundheit. Hier liest du, wie weit die Forschungen sind und was du jetzt schon tun kannst, um Perchlorat zu vermeiden.
Perchlorat in Lebensmitteln, meist vom Menschen selbst verursacht
Perchlorate bezeichnet eine Gruppe von Verbindungen, die chemisch gesehen zu den Salzen zählen. Gemeinsames Kennzeichen der Gruppe ist eine Struktur aus Chlor und Sauerstoff.
Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) weist erstmals 2013 in einer Stellungnahme auf die gesundheitsschädliche Wirkung dieser Verbindungen hin. Anstoß waren auffällig erhöhte Werte an Perchlorat in Nahrungsmittelproben. In ihrer aktualisierten Fassung von 2018 appelliert das BfR erneut, die Belastung durch Perchlorat in Lebensmitteln zu senken. Die Expert*innen zeigen sich besorgt darüber, wie verbreitet die Belastung durch Perchlorate bei Lebensmitteln ist.
Laut BfR sind die Ursachen für die bedenklichen Werte in den Verarbeitungs- und Verpackungsprozessen der Lebensmittelindustrie zu suchen. Desinfektionsmittel können Rückstände aus Perchloraten zurücklassen.
Perchlorat kommt zwar auch natürlich in der Umwelt vor, doch vielfach haben diese Verbindungen ihren Ursprung in der Chemieindustrie. Das Medizinportal DocCheck erläutert, dass sich Perchlorate durch chemische Abläufe in der Atmosphäre bilden. Von dort sinken sie auf die Erdoberfläche. In Mitteleuropa sorgen ausreichende Niederschläge und Bodenmikroben dafür, dass sich Perchlorate nicht lange im Boden halten. Nur in Gegenden, in denen selten Regen fällt, kann es zu einer Ansammlung von Perchlorat im Boden kommen.
Wie das Perchlorat in die Lebensmittel gelangen kann
Perchlorate können zurückbleiben, wenn chlorhaltige Desinfektionsmittel zum Einsatz kommen. Die Untersuchungen des BfR weisen in diese Richtung. Sie berichten, dass die Lebensmittelindustrie unter anderem solche Mittel oder gechlortes Wasser verwendet, um Nahrungsmittel von Keimen zu säubern.
Das BfR schließt jedoch auch andere Möglichkeiten nicht aus. Dies sind zum Beispiel Dünger oder Industriechemikalien. Feuerwerkskörper oder Raketentreibstoffe enthalten ebenfalls Perchlorat. Denkbar ist, dass Rückstände aus Perchlorat in den Boden und Grundwasser gelangen können.
Ausdrücklich weist das BfR darauf hin, dass Perchlorat als Pflanzenschutzmittel in der Europäischen Union nicht erlaubt ist. Deshalb lässt sich dieser Weg der Kontamination mit Perchlorat ausschließen – bei Lebensmitteln aus europäischen Herkunftsländern.
Viele unterschiedliche Nahrungsmittel können betroffen sein, Obst, Gemüse, Milch oder Käse sowie Trinkwasser.
Das Landwirtschaftsportal Proplanta nennt Beispiele: Proben von Erdbeeren, Kirschen, Salate, Spargel, Spinat, Tomaten und Kräutern, wie Basilikum, enthielten Spuren der Chemikalie. Laut Proplanta lagen die Konzentration in den meisten Fällen unter den vom BfR genannten Grenzwerten. Lediglich zwei Proben von Salatköpfen wiesen bedenkliche Werte auf.
So wirkt Perchlorat im Körper
Im Körper kann Perchlorat die Jodaufnahme hemmen. Nimmst du über einen längeren Zeitraum die Substanz mit der Nahrung auf, kann diese die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigen.
Die Apotheken Umschau erklärt, dass der Körper Jod durch die Nahrung aufnehmen muss. Sie verwendet das Jod, um daraus Hormonen herzustellen. Diese sind an so wichtigen Funktionen beteiligt, wie dem Stoffwechsel oder dem Wachstum. Die Hormone steuern auch das seelische Wohlbefinden. Fehlt ihm Jod, kommt es zu einer Unterfunktion der Schilddrüse.
Menschen mit einer Schilddrüsenerkrankung sind durch Perchlorat besonders gefährdet. Weitere Risikogruppen sind Kinder, Schwangere und stillende Mütter.
Das BfR erläutert, dass sich die Störungen an der Schilddrüse wieder normalisieren, wenn keine belasteten Lebensmittel mehr im Spiel sind. Die Perchlorate führen nach ihren Erkenntnissen nicht zu einer dauerhaften Schädigung der Schilddrüse.
Perchlorat sind für den Verbraucher nicht zu erkennen
Für dich als Verbraucher*in, ist es derzeit nicht möglich festzustellen, ob deine Lebensmitteleinkäufe mit Perchlorat in Berührung kamen. Irgendwo entlang der Lieferkette zwischen landwirtschaftlichem Betrieb und Supermarkt können sich beispielsweise aus Dünger oder Desinfektionsmittel Perchlorate gebildet haben. Diese lagern sich dann an den Lebensmitteln an.
Auch Biolebensmittel sind nicht frei von Perchlorat. Darauf weist die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AÖL) in einem Informationsschreiben von 2019 hin: Dem Schreiben zufolge konnten Probeuntersuchungen in verschiedenen Bioprodukten Perchlorate nachweisen.
Die Europäische Kommission sieht die Staaten und Lebensmittelbetriebe in der Pflicht. In einer Stellungnahme vom Juni 2015 gibt sie Maßnahmen vor, um Perchlorate in der Nahrung zu senken. Die Stellungnahme stützt sich auf eine entsprechende Empfehlung an die Kommission.
Labortests sollen die Belastung der Lebensmittel durch Perchlorate überwachen. Die Proben dürfen die vorgegebenen Grenzwerte nicht überschreiten. Dabei hebt die Kommission einige Nahrungsmittel hervor, die besonders kritisch überwacht werden sollen:
- Obst und Gemüse sowie Produkte die daraus hergestellt wurden, zum Beispiel Fruchtsaft
- Lebensmittel, die für Kinder und Säuglinge bestimmt sind
- Getrocknete Gewürze, Kräuter sowie Teemischungen
- Trinkwasser
Das Umweltbundesamt startete 2016 ein Projekt, um den Perchloraten auf den Grund zu gehen. Das Ziel ist, zu verstehen, wo und auf welchen Wegen Lebensmittel typischerweise mit Perchlorat in Berührung kommen. Die Ergebnisse sollen Ende 2020 vorliegen.
Perchlorat – was du tun kannst
Perchloraten gehst du langfristig am ehesten aus dem Weg, indem du dich möglichst vielfältig ernährst. Das BfR rät zu einer ausgewogenen Ernährung.
- Kaufe Obst und Gemüse saisonal aus lokalem Anbau. Auf dem Wochenmarkt oder im Hofladen erhältst du die Lebensmittel frisch und ohne lange Transportwege. Dadurch verringerst du das Risiko, dass die Waren mit Desinfektionsmittel in Berührung kommen können. Je weniger die Nahrungsmittel gelagert oder transportiert wurden, umso besser.
- Im Garten kannst du Kräuter oder auch Obst und Gemüse selbst anbauen. Auch auf dem Balkon hat meist noch ein kleiner Garten Platz.