Tattoo-Farben bleiben ein Leben lang sichtbar in der Haut. Bei einigen kann das jedoch bedenklich sein. Lies hier, worauf du bei Tattoo-Farben achten solltest.
Beim Tätowieren stechen Nadeln die Tattoo-Farbe bis tief in die mittlere Hautschicht, die Lederhaut. Das ist die Schicht, die mit Drüsen und Blutgefäßen die darüber liegende Oberhaut ernährt. Diese obere Hautschicht besteht zum überwiegenden Teil aus verhornten Hautzellen, die sich nach und nach abschuppen. Die Oberfläche der Haut erneuert sich somit etwa alle vier Wochen. Würde die Tattoo-Farbe nur oberflächlich in der Oberhaut liegen, wäre die Tätowierung nicht dauerhaft.
Tattoo-Studios verwenden Tattoo-Farben für schmückende Tätowierungen am Körper. Aber auch Permanent Make-up arbeitet überwiegend mit solchen Farben. Bei dieser Art der Tätowierung ersetzt das Tattoo beispielsweise einen Augenbrauenstift oder betont die Lippenkontur. So etwas kannst du in der Regel in einem Kosmetikstudio vornehmen lassen.
Achtung: Ein Henna-Tattoo ist eine Hautbemalung. Mit der Hennapaste malst du Ornamente auf die Haut. Die Bemalung verblasst, sobald sich die Hautoberfläche erneuert.
Tattoo-Farbe mit teilweise bedenklichen Pigmenten
Tattoo-Farben bestehen hauptsächlich aus Pigmenten. Diese Pigmente lassen sich grob in zwei Gruppen unterteilen.
1) Anorganische Pigmente:
- Farben – Häufig basieren schwarze oder weiße Tattoo-Farben auf dieser Art von Pigmenten. Aber es können beispielsweise auch rote Farben sein.
- Bestandteile – Ruß oder Metalloxide.
- Gesundheitliche Bedenken – PAK-Verbindungen oder Belastungen durch Schwermetalle. PAK, als Abkürzung für Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, sind chemische Verbindungen, die im Ruß vorkommen. Sie entstehen beispielsweise, wenn Holz oder Erdöl zu Ruß verbrennen. Einige der Verbindungen stehen in Verdacht, Krebs zu erzeugen. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) fand PAK-Verbindungen in schwarzer Tattoo-Farbe, teils in besorgniserregenden Konzentrationen. Kritische Metalle wie Blei, Quecksilber oder Arsen kamen laut BfR nur in geringen Mengen vor. Vorsicht ist geboten, wenn du auf Nickel allergisch reagierst: Das Metall kann in den Farben enthalten sein.
2) Organische Pigmente:
- Farben – Bunte Tattoo-Farben
- Bestandteile – Meist gehören die Pigmente entweder zur Gruppe der Azofarbstoffe oder zu den polyzyclischen Pigmenten.
- Gesundheitliche Bedenken – Kritisch sieht das BfR die Azoverbindungen. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit erläutert, dass diese Pigmente Spaltprodukte freisetzen können. Diese vom Pigment abgespaltenen chemischen Verbindungen stehen in Verdacht, krebserregend zu sein. Sie entstehen erst im Laufe der Zeit. Einige Bedingungen, wie Enzyme im Körper oder UV-Strahlen aus dem Sonnenlicht, begünstigen diesen Prozess. Achtung: Auch Laserstrahlen können diese bedenklichen Spaltprodukte freisetzen. Möchtest du zum Beispiel dein Tattoo entfernen, kann die dafür notwendige Laserbehandlung unter Umständen Folgen für die Gesundheit haben.
Sind Tattoo-Farben in Blau und Grün bald verboten?
In einer Risikobewertung vom September 2020 weist das BfR auf ein vermutliches Risiko bei zwei Pigmenten hin. Die Pigmente Blau 15:3 (CI 74160) und Grün 7 (CI 74260) stehen in Verdacht, Krebs zu erzeugen.
Beide Pigmente sind in Haarfarben verboten. Das grüne Pigment darf auch nicht in Kontakt mit den Augen kommen, wie es zum Beispiel bei Lidschatten der Fall wäre. Das Verbot erfolgte für diese Anwendungen in der Kosmetikverordnung. Üblicherweise folgt die Tätowiermittelverordnung mit ihrer Verbotsliste der Kosmetikverordnung.
Nach Einwänden aus der Tattoo-Szene gab es für diese beiden Pigmente eine Ausnahme. Laut BfR waren die vorliegenden Studien nicht aussagekräftig genug für eine Risikobewertung bei Tätowierungen.
Die REACH-Verordnung der EU für chemische Stoffe hat dieser Übergangszeit ein Ende gesetzt: Ab 4. Januar 2022 wurden viele Stoffe mit krebserzeugender und erbgutschädigender Wirkung, die auch in Tattoo-Farben vorkommen, verboten. Die oben genannten Blau- und Grünpigmente sind ab 4. Januar 2023 nicht mehr erlaubt.
In Tattoo-Farben stecken noch mehr Chemikalien
Die Pigmente sind in Tattoo-Farben mit einer Trägerflüssigkeit vermischt. Sie sorgt dafür, dass sich das Gewebe rund um den Einstich gleichmäßig einfärbt. In der Trägerflüssigkeit sind vor allem Verdickungs- und Konservierungsmittel enthalten.
Konservierungsmittel: Das BfR fand in den Tattoo-Farben unter anderem Konservierungsmittel, die allgemein als bedenklich gelten. Die untersuchten Stichproben enthielten zum Teil Stoffe wie Isothiazolinone, Benzoesäure (E210), Salicylsäure oder Phenol. Diese Chemikalien sind beispielsweise in der Hautpflege oder bei Lebensmitteln dafür bekannt, dass sie allergische Reaktionen auslösen können. Isothiazolinone sind bei Hautpflegeprodukten in der EU nur in einer sehr geringen Konzentration zugelassen. Phenol kann zu Verätzungen führen. Es steht zudem in Verdacht, das Erbgut zu schädigen und so Krebs zu begünstigen.
Die Untersuchungen des BfR zeigten, dass die Inhaltsstoffe teilweise zu ungenau aufgeführt sind. Bei einigen Proben erwiesen sich die Angaben sogar als falsch. Außerdem konnte die Untersuchung Keime und Bakterien in einigen der Proben nachweisen.
Tattoo-Farbe kann Spuren im ganzen Körper hinterlassen
Die Tattoo-Farbe bleibt immer ein Fremdkörper in der Haut. Nach der Tätowierung reagiert der Körper mit seiner üblichen Abwehrreaktion. Er versucht, die fremden Stoffe unschädlich zu machen. Dabei kann der Körper auf zwei Strategien zurückgreifen: Er schließt den Fremdkörper mit neuem Gewebe ein oder versucht, ihn abzutransportieren.
- Im ersten Fall bilden sich kleine Gewebeknoten unter der Haut. Das BfR spricht von sogenannten Fremdkörpergranulomen.
- Im zweiten Fall kann Tattoo-Farbe in das Lymphsystem im Körper gelangen. Die Lymphe ist so etwas wie die Müllabfuhr des Organismus. Die Abladestelle sind dabei die Lymphknoten, die sich an verschiedenen Stellen im Körper befinden. Von dort könnten die Stoffe auch in den Blutkreislauf gelangen und im Prinzip so in jedes Organ im Körper. Das BfR berichtet, das Lymphknoten von tätowierten Personen entsprechend bunt gefärbt waren. Ob Tattoo-Farbe im Lymphknoten gesundheitliche Schäden verursacht und wenn ja welche, müssen Langzeitstudien erst noch beantworten. Mehr dazu hier:
Das Wissensmagazin Spektrum berichtet, dass Nanopartikel in Tattoo-Farben enthalten sein können. Diese Teilchen scheinen ebenfalls im Körper zu wandern. Durch ihre winzige Größe können sie von der Haut aus direkt in Blutgefäße gelangen. Welche Wirkung Nanopartikel generell auf einen Organismus, haben ist noch weitestgehend unerforscht. Das BfR betont, dass auch mögliche Zusammenhänge mit Hautkrebs und Tätowierungen noch nicht erforscht sind.
Worauf du bei Tattoo-Farbe achten solltest
Die Tattoo-Farben sollten besonders sorgfältig geprüft sein. Doch das BfR sieht hier noch Bedarf. Die Tätowiermittelverordnung führt zwar verbotene Stoffe auf, aus Sicht des BfR reicht eine solche Verbotsliste nicht. Sie fordern eine Positivliste für Tätowiermittel, in der alle unbedenklichen Inhaltsstoffe genannt sind. Die Verbraucherzentrale ergänzt, dass nur für wenige der Tattoo-Farben eine gesundheitliche Bewertung vorliegt. Sie betonen, dass daher die bestehende Liste der verbotenen Stoffe keine Sicherheit bietet.
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit berichtet, dass sich seit der erstmaligen Untersuchung des BfR 2009 die Situation verbessert hat. Die Menge an bedenklichen Inhalten in Tattoo-Farben sank bei einer erneuten Stichprobenkontrolle 2016. Vor allem bei den potenziell krebserregenden Azopigmenten ging die Anzahl der Beanstandungen zurück.
Worauf du achten solltest, wenn du dir ein Tattoo stechen lassen möchtest? Die Verbraucherzentrale erläutert, dass dir verantwortungsbewusste Studios eine Liste der Tattoo-Farben und ihrer Inhaltsstoffe mitgeben:
- Name und Anschrift des herstellenden Unternehmens sollte auf den Farben gut lesbar sein.
- Weitere wichtige Informationen auf den Tattoo-Farben sind die Chargennummer und Mindesthaltbarkeitsdatum sowie die maximale Haltbarkeit, nachdem die Farbe geöffnet ist.