Der natürliche Wirkstoff Bakuchiol hätte großes Potenzial für die Anti-Aging-Kosmetik. Warum er als Inhaltsstoff für Hautpflegeprodukte dennoch kritisch zu sehen ist, erfährst du hier.
Der pflanzliche Wirkstoff Bakuchiol gilt derzeit als vegane Alternative zu Retinol. In Anti-Aging-Produkten oder bei Aknepräparaten kann dir jetzt häufiger Bakuchiol statt des bisher gebräuchlichen Retinols begegnen.
Retinol ist eine Form von Vitamin A. Dieses Vitamin kommt natürlicherweise in tierischen Lebensmitteln vor, unter anderem in Leber, Butter oder Eigelb. PETA erläutert, dass Vitamin A oftmals aus dem Leberöl von Fischen gewonnen wird.
Bakuchiol: Das pflanzliche Vitamin A
Bakuchiol dagegen hat den Vorteil, dass es sich als natürlicher Pflanzenwirkstoff für vegane Naturkosmetik eignet. Auf der Liste der Inhaltsstoffe findest du Bakuchiol unter seinem gleichlautenden INCI-Namen. Weitere Bezeichnungen für den Wirkstoff sind Sytenol A oder Phyto Retinol.
Bakuchiol stammt aus den Samen und Blättern einer in Asien heimischen Pflanze, die mit botanischem Namen Psoralea corylifolia hießt. Eine indische Studie berichtet, dass diese Pflanze unter verschiedenen Namen in der Region bekannt ist, wie zum Beispiel Babchi. Die traditionelle indische und chinesische Medizin nutzt die Heilwirkung dieser Babchi-Pflanze vor allem zur Behandlung von Hauterkrankungen.
Bakuchiol und seine Wirkung
Bakuchiol wirkt wie Retinol, indem es die Hautzellen stimuliert und Entzündungen hemmt. Laut einer Vergleichsstudie sind beide Stoffe trotz der gleichen Wirkungsweise chemisch grundverschieden. Verschiedene andere Studien haben die Wirkung von Bakuchiol untersucht und dabei oftmals den direkten Vergleich zu Retinol gezogen.
- Anti-Aging Wirkung: Einer Studie von 2014 zufolge lässt sich Bakuchiol wie Rentinol als Anti-Aging Wirkstoff einsetzen. Nach etwa zwölf Wochen stellten die Forscher:innen eine verbesserte Hautelastizität fest. Messungen ergaben, dass die Faltentiefe abgenommen hatte.
- Dunkle Pigmentflecken: Einer anderen Studie von 2019 zufolge ließen sowohl Bakuchiol wie Retinol die sogenannten Altersflecken verblassen.
- Vitiligo (weiße Pigmentflecken): Die traditionelle indische Medizin setzt Bakuchiol unter anderem auch bei Pigmentstörungen ein, bei der weiße Flecken auf der Haut entstehen. Bei der Weißfleckenkrankheit oder Vitligo fehlt der Haut stellenweise die Pigmentierung. Die zuvor schon genannte indische Studie sieht Ansatzpunkte dafür, dass Bakuchiol die Bildung der Pigmente stimulieren könnte.
- Akne: In einer wissenschaftlichen Untersuchung konnte Bakuchiol Entzündungen von Pickeln hemmen. Der Wirkstoff verschaffte auch Linderung bei Hautunreinheiten, die noch nicht entzündet waren – zum Beispiel bei Mitessern.
Bakuchiol oder Retinol?
In ihrer Wirkung ähneln sich Bakuchiol und Retinol. Doch es gibt auch Unterschiede:
Verträglichkeit:
- Bakuchiol – Der natürliche Wirkstoff scheint nach derzeitiger Forschungslage gut verträglich zu sein. Keine der genannten Studien berichtet von Nebenwirkungen.
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Retinol – Eine Vergleichsstudie stellte bei der Gruppe, die Retinolpräparaten anwendete, häufiger Hautreizungen wie Juckreiz und schuppige Haut fest. Das Bundesinstitut für Risikobewertungen (BfR) weist auf eine Gefahr der Überdosierung von Vitamin A hin. Es empfiehlt daher, die Aufnahme von Retinol über kosmetische Mittel zu begrenzen.
- Erste Symptome für die Überdosierung sind Hautreizungen, Kopfschmerzen oder Übelkeit. Über einen längeren Zeitraum kann die Überdosierung auch die Leber schädigen. Die tägliche tolerierbare Menge von Vitamin A oder Retinol beträgt bis zu drei Milligramm. Das BfR weist darauf hin, dass davon der Körper schon rund ein Milligramm durch die normale Ernährung aufnimmt.
- Für Frauen nach der Menopause gelten engere Grenzen. Hier liegt der tolerierbare Wert nur bei der Hälfte, bei maximal 1,5 Milligramm täglich. Das BfR sieht einen Zusammenhang von Vitamin A und Osteoporose, dem Schwund der Knochendichte. Demnach sind gerade Frauen, die eher zu Anti-Aging-Produkten greifen, von einer Überdosierung gefährdet.
Nachhaltigkeit:
- Bakuchiol – Die Babchi-Pflanze ist nicht in Europa heimisch. Damit hat der Wirkstoff lange Transportwege nach Europa hinter sich. Eine Studie aus Indien sieht den Fortbestand der Babchi-Pflanze gefährdet. Das Pflanzenmaterial stammt überwiegend von wildwachsenden Beständen. Die zunehmende Nachfrage der Kosmetikindustrie nach den Samen bedroht die Vermehrung der Pflanze.
- Retinol – Laut PETA lässt sich Retinol für industrielle Anwendungen durch chemische Prozesse ohne regionale Bindung an einen bestimmten Ort herstellen. Der Wirkstoff ist jedoch entweder nicht vegan oder aber kein Naturprodukt.
Bakuchiol: Das Fazit
Der Anti-Aging-Wirkstoff Bakuchiol ist im Rahmen nachhaltiger Naturkosmetik eher kritisch zu sehen. Der vermehrte Bedarf in den Industriestaaten könnte den Fortbestand der Bachi-Pflanze in ihrer angestammten Umgebung gefährden. Damit ist der industrielle Einsatz von Bakuchiol kein nachhaltiger Ersatz für das synthetische Retinol.
Es fragt sich, ob es überhaupt sinnvoll ist, exotische Heilkräuter für die tägliche Hautpflege zu verwenden. Sollten Heilkräuter wie die Babchi-Pflanzen nicht eher für wirkliche Hauterkrankungen vorbehalten bleiben? So jedenfalls macht es die traditionelle Medizin in Indien oder China seit Generationen vor. Faltenbildung ist keine Erkrankung, sondern ein normaler Prozess im Leben eines jeden Menschen. Deshalb kommt eine wirksame Hautpflege auch ohne exotische Heilkräuter aus. Eine normale Feuchtigkeitspflege erfüllt bereits die grundlegenden Anforderungen an die Hautpflege. Sie spendet Feuchtigkeit und hält die Haut damit länger straff und geschmeidig.
Tipp: Je nach deinem Hauttyp kannst du die Feuchtigkeitscreme mit einem Pflanzenöl für die Körperpflege mischen. Auf diese Weise erhältst du ein individuelles Pflegeprodukt, das du leicht an die wechselnden Bedürfnisse der Haut anpassen kannst.
Zusätzlich tust du deiner Haut mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung etwas Gutes. Dabei solltest du viel auf Obst und Gemüse setzen. Fleisch sollte dagegen eher selten auf dem Speiseplan stehen. Der Körper und damit die Haut erhalten auf diesem natürlichen Weg über die Blutbahnen alle wichtigen Nährstoffe. Tägliche Bewegung an der frischen Luft fördert die Durchblutung und damit den Transport der Nährstoffe zur Haut. Mit einer ausgeglichenen Lebensweise beugst du vorzeitiger Alterung vor. Denn wenig Schlaf, Stress oder UV-Strahlen und Feinstaub setzen der Haut zu und lassen sie schneller altern.
Eine schöne Haut ist keine Frage des Alters, sondern zeigt, wie sorgsam du mit ihr umgehst. Auch eine reife Haut kann schön und gepflegt sein.
Hinweis: Vegane Kosmetik erkennst du zum Beispiel am NCS-Siegel. Weitere Siegel für Naturkosmetik sind unter anderem ECOCERT, Natrue oder BDIH.
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