Zum Thema Sonnenschutz kursieren unterschiedliche Regeln. Doch wie sinnvoll sind sie? Wir nehmen die wichtigsten von ihnen unter die Lupe und zeigen, welche sinnvoll sind – und welche nicht.
Die Sonne kann nicht nur im Urlaub, sondern auch im Alltag zu einer unterschätzten Gefahr werden. Denn schlimmstenfalls verursacht ein Sonnenbrand mehr als nur schmerzhafte Rötungen: Die Haut als unser größtes menschliches Sinnesorgan „merkt“ sich jeden Sonnenbrand.
Wie der Hautarzt Uwe Kirschner schreibt, können schon zwei bis drei Sonnenbrände im Kindesalter das spätere Risiko für schwere Erkrankungen wie Hautkrebs um das Drei- bis Fünffache erhöhen. Umso wichtiger ist es, im Sommer und gegebenenfalls auch darüber hinaus für effektiven Sonnenschutz zu sorgen, indem du Sonnencreme richtig aufträgst. Sonnencreme kann die Entstehung von bösartigen Hauterkrankungen zwar nicht gänzlich verhindern, aber das Risiko, daran zu erkranken, deutlich verringern.
Sonnencreme-Regel 1: Vier gehäufte Esslöffel für den ganzen Körper
Wie viel Sonnencreme notwendig ist, definiert das Bundesamt für Strahlenschutz in seinem Informationsangebot rund um das Thema Sonnenschutz. Hier empfiehlt das BfS explizit rund vier Esslöffel für den ganzen Körper, was mindestens zwei Milligramm Creme pro Quadratzentimeter Haut entspricht. Alternativ schreibt der Hautarzt Uwe Kirschner von der „Menge eines Golfballs“ für den gesamten Körper.
Wer diese Mengenangaben beachtet, könne den Lichtschutzfaktor zuverlässig aufrechterhalten. Zu wenig Creme oder ein falsches Auftragen verringern wiederum den Lichtschutzfaktor, wodurch ein Sonnenbrand entstehen kann. Schon bei halb so viel Sonnenschutzcreme, was einer Menge von rund zwei Esslöffeln entspräche, verringert den Sonnenschutz um zwei Drittel.
Sonnencreme-Regel 2: Zwei Fingerbreit auftragen
Die Zwei-Finger-Sonnencreme-Regel ist nützlich, da sie Orientierung bietet, wie du die empfohlene Menge Sonnencreme auf den ganzen Körper aufteilen kannst. Sie besagt, dass du pro Körperteil ungefähr so viel Sonnencreme brauchst, wie auf zwei Finger passt: Strecke dazu Zeige- und Mittelfinger heraus, bedecke beide Finger gleichmäßig mit der Creme und creme dann verschiedene Körperpartien nacheinander ein. Verfahre so, dass du mit der Menge Sonnencreme auf beiden Fingern immer jeweils ein Körperteil eincremst und dich danach zu anderen Stellen vorarbeitest.
Wichtig hierbei ist, dass natürlich verschiedene Körperteile bei unterschiedlichen Menschen nicht alle gleich groß sind. Wenn jemand in etwa einen besonders breiten Rücken hat, oder sehr trockene Haut, sodass die Creme sich weniger gut verteilen lässt – dann reicht diese Menge dafür möglicherweise nicht ganz aus. Besser also: Halte dich an die oben genannte Empfehlung des Bundesamts für Strahlenschutz: Mindestens zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut.
Auch die Konsistenz der Creme kann relevant sein: Vor allem solche Cremes, die in einer Sprühflasche erhältlich sind, haben oft eine sehr dünne Konsistenz, sodass „zwei Finger breit“ beinahe nur genug für diese beiden Finger sein könnten. Bei dickflüssigeren Cremes kannst du hingegen vielleicht wirklich ein gesamtes Bein mit der Menge eincremen, die auf deine beiden Finger passt.
Tipp: Wenn du das Gesicht eincremst, vergiss auch nicht Ohren und Scheitel.
Sonnencreme-Regel 3: Sonnencreme in mehreren Schichten auftragen
Generell ist diese Sonnencreme-Regel für alle sinnvoll, die sich intensiv und lange in der prallen Sonne aufhalten. Das Bundesamt für Strahlenschutz rät dazu, die Creme rechtzeitig, also 20 bis 30 Minuten vor dem geplanten Aufenthalt im Freien, großflächig aufzutragen.
Sobald die Sonnencreme einmalig zureichend und lückenlos aufgetragen ist, bietet eine zweite „Schicht“ dann auch nicht mehr Schutz.
Wichtig ist hingegen dem BfS zufolge, nach dem Baden oder dem Abtrocknen großzügig nachzucremen, sowie mindestens alle zwei Stunden, da sich der Sonnenschutz mit der Zeit sonst abträgt.
Sonnencreme-Regel 4: Eigenschutzzeit und Hauttyp berücksichtigen
Eine weitere wichtige „Regel“, die mit Sonnencreme indirekt zusammenhängt, hat mit dem Eigenschutz der Haut zu tun. Abhängig vom individuellen Hauttyp ist die Haut in der Lage, sich einige Minuten auch ohne Sonnencreme selbst zu schützen.
- Bei sehr hellen oder hellen Hauttypen mit oder ohne Sommersprossen (Hauttyp I und II) beträgt diese Eigenschutzzeit jedoch nur zwischen zehn und 20 Minuten.
- Menschen mit den Hauttypen III bis IV (hellbraune oder olivfarbene Haut) können sich maximal 30 bis 50 Minuten ohne Schutz in der Sonne aufhalten.
- Am resistentesten sind Menschen mit dunkelbrauner bis schwarzer Haut: Ihre Eigenschutzzeit beträgt mehr als 60 Minuten.
Diese Eigenschutzzeit verrät dir jedoch nur, wie lange es ungefähr dauert, bis eine Rötung auftritt. Das Wissensportal haut.de beschreibt, dass durch die Ausdünnung der Ozonschicht die schädlichen UV-B-Strahlen zudem verstärkt auf deiner Haut landen. Sowohl diese als auch die UV-A-Strahlung, die tiefer in die Haut eindringt, begünstigen Hautalterung sowie Hautkrebs mit Metastasenbildung – auch ganz ohne Sonnenbrand.
Auch chronische UV-Strahlung begünstigt diese Krankheitsbilder. Arbeitsmediziner bei der UNIQA Versicherungsgruppe Peter Kritscher sagt dazu: „Hautkrebs kann deshalb auch dann entstehen, wenn man keinen einzigen Sonnenbrand hatte.“
Du solltest dich also unbedingt eincremen, bevor du in die Sonne gehst, auch wenn deine Eigenschutzzeit für die Unternehmung ausreicht, du beispielsweise einen Spaziergang machst.
Tipp: Mit einer einfachen Formel kannst du selbst ausrechnen, wie lange dich eine Sonnencreme in etwa vor einem Sonnenbrand bewahrt. Multipliziere dazu deine Eigenschutzzeit mit dem Lichtschutzfaktor der Creme. Als Ergebnis erhältst du die Zeitangabe in Minuten und weißt, wie lange du dich sicher draußen aufhalten kannst. Eine einfache Beispielrechnung: Wer den Hauttyp I hat und nach rund zehn Minuten den Eigenschutz verliert, multipliziert bei einer Sonnencreme den Lichtschutzfaktor (zum Beispiel 15) mit ebendieser Zahl und rechnet 10 x 15 = 150 Minuten.
Sonnencreme-Regel 5: Spezielle Regeln für Kinder beachten
Viele Hautschäden, die durch intensive Sonnenstrahlung entstehen, kommen bereits im Kindesalter zustande. Das liegt daran, dass Kinderhaut einerseits sehr empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen ist. Andererseits verbringen die Kleinen gerne viel Zeit im Freien und können die Gefahr der Strahlung noch nicht einschätzen. Deshalb ist es wichtig, bei Kindern zusätzlich zu den genannten Sonnencreme-Regeln weitere Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
- Kinder unter zwei Jahren sollten nicht der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt sein. Das heißt nicht nur, dass sie sich im Schatten aufhalten sollten, sondern dass sie an sonnigen Tagen auch Kleidung mit UV-Schutz, eine Sonnenbrille, sowie einen Kopfschutz tragen sollten. Es gibt spezielle Sonnencremes für Babys mit hohem Lichtschutzfaktor. Achte vor allem dann auf unbedenkliche Inhaltsstoffe. Da die Hautoberfläche von Babys und Kleinkindern relativ zur Körpergröße viel größer ist als bei Erwachsenen, können mehr schädliche Stoffe über die Haut in den Körper eindringen. Ökotest hat 2022 einige Cremes auf ihre Inhaltsstoffe getestet.
- Einige Expert:innen raten auch davon ab, Säuglinge unter einem Jahr überhaupt mit Sonnencreme einzucremen. Sprich dich mit einem/einer Mediziner:in deines Vertrauens ab und entscheide, was für dein Kind am sinnvollsten ist.
- Vor allem Kinder sollten auch im Schatten Sonnencreme zum Schutz erhalten. Dafür bietet sich eine kindgerechte Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor an.
- Produkte mit chemischen UV-Filtern wie Oxybenzon oder Octocrylen solltest du bei kleineren Kindern vermeiden, da es unklar ist, wie sich diese auf die Kinderhaut auswirken. Stattdessen bieten sich Sonnencremes mit natürlichen Mineralien an.
- Die empfindliche Kinderhaut trocknet in der Sonne schnell aus. Es ist deshalb sinnvoll, sie abends mit einer After-Sun-Lotion oder einer Feuchtigkeitscreme zu pflegen.
- Insbesondere Kinder sollten während der Mittagsstunden zwischen 12 und 14 Uhr, also dann, wenn die UV-Strahlung ihr Maximum erreicht, nicht lange draußen bleiben. Denn an erster Stelle der präventiven Maßnahmen fällt das Vermeiden von UV-Belastungen. Erst danach kommen Sonnencremes als Schutzmaßnahme.