Dass Stress die Haare vorzeitig ergrauen lässt, heißt es schon lange. Eine Studie von Forschern des Vagelos College of Physicians and Surgeons der Columbia University hat den ersten quantitativen Beweis dafür geliefert, dass dies tatsächlich der Fall ist – und nicht nur das, das Haar kann zu seiner ursprünglichen Farbe zurückkehren, wenn der Stress entfernt wird.
"Das Verständnis der Mechanismen, die es 'alten' grauen Haaren ermöglichen, in ihren 'jungen' pigmentierten Zustand zurückzukehren, könnte neue Hinweise auf die Formbarkeit des menschlichen Alterns im Allgemeinen und wie es durch Stress beeinflusst wird, liefern“, sagte Dr. Martin Picard, Herbert Irving Associate Professor of Behavioral Medicine an der Columbia University.
„Unsere Daten ergänzen eine wachsende Zahl von Beweisen, die zeigen, dass das menschliche Altern kein linearer, festgelegter biologischer Prozess ist, sondern zumindest teilweise gestoppt oder sogar vorübergehend rückgängig gemacht werden kann.“
In der Vergangenheit hatten Wissenschaftler Mühe, die Beziehung zwischen Stress und grau werdendem Haar zu quantifizieren. Es ist schwierig zu verfolgen, wie viel Stress eine Person zu einem bestimmten Zeitpunkt empfindet, und dies mit einzelnen Haaren zu vergleichen.
Das Team umging dies, indem es eine Methode entwickelte, die es ihnen ermöglichte, die Farbe einzelner Haare bis ins kleinste Detail zu untersuchen. Sie nahmen Bilder von winzigen Scheiben auf, die jeweils nur einen Bruchteil eines Millimeters breit waren und etwa eine Stunde Haarwuchs repräsentierten.
„Wenn Sie Ihre Augen verwenden, um ein Haar zu betrachten, scheint es, als hätte es durchgehend die gleiche Farbe, es sei denn, es gibt einen großen Übergang“, sagte Picard. „Unter einem hochauflösenden Scanner sehen Sie kleine, subtile Farbabweichungen, und genau das messen wir.“
Eine Gruppe von 14 Teilnehmern schrieb ein „Stresstagebuch“, in dem sie jede Woche ihr Stressniveau bewerteten. Diese verglichen die Forscher dann mit den Farbdaten ihrer Haare. Die Forscher stellten eine starke Korrelation zwischen den stressigen Perioden und dem Ergrauen der Haare fest.
Sie waren auch schockiert, als sie feststellten, dass einige Haare ihre Pigmentierung wiedererlangt hatten, als der Stress aufgehoben wurde. „Es gab eine Person, die in den Urlaub fuhr, und fünf Haare auf dem Kopf dieser Person wurden während des Urlaubs wieder dunkel, zeitsynchronisiert“, sagte Picard.
Eine Studie an Mäusen aus dem Jahr 2020 deutete darauf hin, dass stressbedingtes Ergrauen ein irreversibler Prozess ist, der durch den Verlust von Stammzellen in den Haarfollikeln verursacht wird. Die Forscher glauben jedoch, dass der Prozess beim Menschen anders ablaufen muss.
„Unsere Daten zeigen, dass das Ergrauen bei Menschen reversibel ist, was auf einen anderen Mechanismus hinweist“, sagte Co-Autor Prof. Ralf Paus von der University of Miami Miller School of Medicine. „Mäuse haben eine sehr unterschiedliche Haarfollikelbiologie, und dies könnte ein Fall sein, in dem Befunde bei Mäusen nicht gut auf Menschen übertragbar sind.“
Das Team untersuchte den Gehalt von Tausenden von Proteinen in den Haaren und fand 300, die sich veränderten, wenn das Haar sein Pigment verlor. Sie glauben, dass diese Veränderungen durch Mitochondrien verursacht werden, die Strukturen innerhalb der Zelle, die den größten Teil ihrer Energie produzieren.
„Basierend auf unserer mathematischen Modellierung glauben wir, dass Haare einen Schwellenwert erreichen müssen, bevor sie grau werden“, sagte Picard. „Im mittleren Alter, wenn das Haar aufgrund des biologischen Alters und anderer Faktoren nahe dieser Schwelle ist, wird Stress es über die Schwelle drücken und es wird grau.“
Leider bedeutet dies nicht, dass alle Vergrauungen reversibel sind. „Wir glauben nicht, dass die Reduzierung von Stress bei einem 70-Jährigen, der seit Jahren grau ist, sein Haar dunkler werden lässt oder dass die Erhöhung des Stresses bei einem 10-Jährigen ausreicht, um sein Haar über die graue Schwelle zu bringen“, sagte Picard .